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So geht Storytelling im Business: Alles, was Sie wissen müssen

Nora Zihn • 17. November 2022

Geschichten emotionalisieren Informationen, fördern die Bindung und sind fesselnder als bloße Daten und Fakten: „Facts tell, Stories sell“ (zu Deutsch: Fakten berichten, Geschichten verkaufen). Ob Einzelunternehmer, Entscheider in einem KMU oder Konzern, mit Storytelling kann jeder sein Publikum begeistern. Das Gute ist: Mit ein bisschen Übung können Sie Storytelling lernen, denn Storys werden mit den immer gleichen Bausteinen klar strukturiert erstellt.

 

Erfahren Sie hier, wie Sie selbst gute Storys erschaffen können.

Inhalt

  1. Was ist Storytelling?
  2. Die wichtigsten Bausteine einer Geschichte
  3. Die 3 häufigsten Fehler beim Storytelling
  4. Rückwärts planen - vorwärts erzählen: Der Aufbau einer Geschichte
  5. 3 Tipps für gutes Storytelling
  6. Sorgen Sie dafür, dass Ihnen nie die Geschichten ausgehen!
  7. Die 3 Schritte zur eigenen Geschichten-Sammlung
  8. Gute Beispiele für Storytelling gewünscht? Bitte schön!

1. Was ist Storytelling?

Storytelling ist eine Methode, mit der Sie eine zentrale Botschaft in Form einer Geschichte Ihrem Publikum emotional zugänglich machen.


2. Die wichtigsten Bausteine einer Geschichte.

Egal ob humorvoll oder traurig, alle Geschichte bestehen aus den gleichen Bausteinen. Achten Sie mal beim nächsten Filmabend darauf, wie diese Elemente ausgestaltet sind.


Bevor Sie mit dem Ausformulieren Ihrer Geschichte beginnen, sorgen Sie dafür, dass Sie alle Zutaten bereitgelegt haben:

  • Erzählen Sie immer mit einer konkreten Absicht. Was wollen Sie bei Ihrem Publikum mit Ihrer Geschichte erreichen?
  • Wer ist der Held Ihrer Geschichte? Wichtiger als herausragende Fähigkeiten ist eine Person (oder ein Tier, Roboter etc.), mit der sich Ihr Publikum identifizieren kann. Sorgen Sie also dafür, dass Ihre Zuhörer die Emotionen und Handlungen Ihrer Hauptperson nachvollziehen kann. Erzählen Sie Ihre Geschichte nicht für sich selbst, sondern immer für Ihr Publikum!
  • Ihre Geschichte funktioniert auch mit alltäglichen Gefühlen wie Staunen, Neugier oder Ärger statt großen Dramen. Das macht es Ihnen einfacher, Beispiele zu finden, denn Sie durchleben hoffentlich nicht täglich lebensentscheidende Situationen.
  • Geschichten funktionieren nur mit einem Konflikt. Seien Sie spezifisch. Beschreiben Sie einen konkreten Moment, ein bestimmtes Ereignis, in dem sich die Dinge für Ihre Hauptperson ändern. Das, was bisher funktioniert hat, gilt nicht mehr. Ihre Hauptperson muss etwas erkennen oder sich zu etwas entscheiden, damit es weitergehen kann.
  • Storys erzählen immer von Veränderung. Durch den Konflikt entwickelt sich Ihre Hauptperson weiter. Nach der Lösung des Konflikts ist Ihr Held beispielsweise schlauer oder stärker. Es gibt also eine „Moral von der Geschicht‘“ und/oder eine Handlungsaufforderung, einen Call to Action, für Ihr Publikum.

3. Die 3 häufigsten Fehler beim Storytelling

  1. Erzählen Sie Geschichten nur, wenn Sie Ihrem Publikum einen bestimmten Sinn vermitteln wollen! Erzählen um des Erzählens willen wird Ihre Zuhörer schnell langweilen. Sie dürfen in Ihren Geschichten scheitern. Das sind meist die besten Storys. Erzählen Sie vom Scheitern Ihres Helden und was Sie daraus gelernt haben. Das beeindruckt, versprochen!
  2. Erzählen Sie wahre Geschichten! Falls Sie eine fiktive Story erzählen müssen, seien Sie transparent Ihren Zuhörern gegenüber! Blasen Sie nichts auf und erfinden Sie nichts. Das schadet Ihrer Glaubwürdigkeit. Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann auf jeden Fall.
  3. Erzählen Sie nur Geschichten, zu denen Sie bereit sind, sie zu erzählen! Erzählen Sie nichts, bei dem Sie noch offene Wunden oder aus dem Sie noch nichts gelernt haben. Jammern, beschweren und lästern Sie nicht! Sonst bringen Sie Ihr Publikum in die Position, dass es sich über Sie und Ihre Geschichte fremdschämen muss.

4. Rückwärts planen - vorwärts erzählen: Der Aufbau einer Geschichte

Los geht’s! Eine Geschichte im Business-Kontext hat eine Länge von 4-7 Minuten. Gerade als Icebreaker am Anfang Ihres Vortrags helfen Ihnen Storys, mit Ihrem Publikum eine Verbindung aufzunehmen. Es gibt detailliertere Strukturen wie den 5-Akte-Aufbau oder die 12-teilige Heldenreise. Für eine Story im Business-Kontext mit wenigen Minuten Länge empfehle ich die klassische 3er-Struktur Anfang, Mitte, Ende.

 

Am Anfang führen Sie Ihr Publikum in die Situation ein, es identifiziert sich mit der Hauptperson und wird neugierig darauf, wie es weitergeht. Beantworten Sie hier, wann und wo das Ereignis stattfindet. Wer ist die Hauptperson und was möchte sie erreichen? Gibt es noch wichtige Hintergrundinformation, die Sie voranschicken möchten?

 

Im Mittelteil entfaltet sich die Handlung vom Anfang, der Konflikt spitzt sich zu. Es gibt einen spannenden Höhepunkt. Ihr Publikum möchte verstehen, woraus der Konflikt genau besteht. Wie reagiert Ihre Hauptfigur darauf? Gibt es ein (inneres) Ringen zwischen zwei Extremen wie Gut und Böse? Nach dem Höhepunkt sinkt die Spannung und leitet zum Ende über.

 

Das Ende löst den Konflikt auf. Häufig entsteht hier eine Art Rahmen der Geschichte, indem eine Handlung oder ein Dialog vom Anfang in veränderter Form wieder aufgegriffen wird. Erzählen Sie hier, wie der Konflikt Ihre Hauptperson verändert hat. Hier muss der Sinn Ihrer Geschichte klar werden.

 

Soweit recht einleuchtend. Allerdings erstellen Sie Ihre Geschichte in genau der entgegengesetzten Reihenfolge:

  1. Überlegen Sie sich als erstes, welche Botschaft Sie vermitteln wollen. Welche Geschichte passt zu Ihrem Anlass und Publikum? In einem Business-Kontext ist das meistens eine Geschichte aus dem Unternehmenszusammenhang. Das muss aber nicht sein. Das Publikum liebt es, wenn eine Respektsperson beispielsweise Geschichten aus ihrer Kindheit erzählt.
  2. Kümmern Sie sich dann um den Moment, in dem die herkömmlichen Lösungen für die Hauptperson nicht mehr funktionieren. Wie genau sieht diese Konfliktsituation aus?
  3. Dann springen Sie an den Anfang. Je größer der Kontrast zur Konfliktsituation ist, desto besser. Achten Sie darauf, dass Ihr Publikum sich mit Ihrem Helden identifizieren kann. Welche Gefühle treiben Ihre Hauptfigur an?
  4. Formulieren Sie jetzt die neue Situation am Ende. Was hat Ihre Hauptperson gelernt? Wie kann Ihr Publikum vom Sinn Ihrer Geschichte profitieren?
  5. Jetzt lesen Sie Ihre Geschichte laut und in chronologischer Reihenfolge für sich selbst vor. Greifen alle Bausteine ineinander?

5. 3 Tipps für gutes Storytelling

  1. Teilen Sie nach dem Ende  Ihre persönlichen Learnings aus der Geschichte.
  2. Wenn es zur Geschichte passt, fordern Sie Ihr Publikum direkt auf, etwas Bestimmtes zu tun.
  3. Nutzen Sie in Ihren Geschichten wörtliche Rede. Das ist kein Muss, aber eine Möglichkeit, die Situation lebendig und authentisch zu schildern.

6. Sorgen Sie dafür, dass Ihnen nie die Geschichten ausgehen!

Vielleicht denken Sie jetzt: „Natürlich kann ein Steve Jobs aufregende Storys erzählen! Aber mir passiert nie etwas Spannendes.“ Die gute Nachricht: Geschichten aus dem (Arbeits-) Alltag sind völlig in Ordnung, solange sie eine Botschaft an Ihr Publikum transportieren. Achten Sie mal darauf: Viele gute Geschichten von berühmten Personen stammen aus dem Alltag.

 

Wie kommen Sie an Ihre großartigen Alltagsgeschichten? Konflikte und Situationen des Lernens passieren Ihnen jeden Tag. Die Kunst ist, diese Geschichten zu erkennen. Professionelle Storyteller arbeiten mit einer individuell angelegten Geschichten-Sammlung, die sie nahezu täglich ergänzen.

 

Es gibt Bücher, die Ihnen eine Sammlung verschiedenster Sinn-Geschichten wie Parabeln bieten. Stellen Sie sich jedoch vor, sie sitzen im Publikum und hören immer wieder und wieder die gleiche Geschichte von unterschiedlichen Rednern. Wie überzeugend wirkt das auf Sie?

 

Aus meiner Erfahrung lohnt sich die Mühe, eigene Geschichten zu kreieren. Gerade mit sogenannten Signatur Storys, also Geschichten über sich selbst, können Sie Ihr Publikum für sich gewinnen. Ein Beispiel dafür finden Sie weiter unten in diesem Beitrag.

Diese Fragen helfen Ihnen, mögliche Geschichten zu finden:

  • Gab es irgendwelche ersten Male in Ihrem privaten oder beruflichen Alltag? Wann haben Sie mit etwas begonnen, dass jetzt ein wichtiger Teil Ihres Lebens ist?
  • Welche besonders emotionalen Momente haben Sie Zeit erlebt? Was war Ihr schlimmster Arbeitstag, wann haben Sie das letzte Mal ausgiebig gelacht?
  • Sie müssen auf etwas warten? Wunderbar! Scrollen Sie durch Ihre Handyfotos. Warum haben Sie sie gemacht?

7. DIE 3 SCHRITTE ZUR EIGENEN GESCHICHTEN-SAMMLUNG

  1. Klären Sie als erstes, wie Sie Ihre Geschichten sammeln wollen. Schreiben Sie Dinge lieber analog in ein Heft, auf Karteikarten, auf einzelne Zettel? Oder nutzen Sie digitale Lösungen wie die Notizen-Funktion Ihres iPhones oder Tablets? Wichtig ist, dass Sie eine Idee aufschreiben können, wann immer sie Ihnen in den Sinn kommt: Im Zug, am Schreibtisch, beim Glas Wein mit Freunden. Was haben Sie immer dabei, in das Sie Ihre Geschichten notieren können?
  2. Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Geschichten regelmäßig zu sammeln. Wie erinnern Sie sich? Mit einem Post-it am Badezimmerspiegel, mit einem Reminder im Outlook-Kalender? Erinnern Sie sich mindestens einmal in der Woche daran erinnert, aktuelle Geschichten aufzuschreiben. Schreiben Sie nicht nur die Geschichte auf, sondern auch wann und warum Sie die Story entdeckt haben!
  3. Sie sind nicht allein! Sie dürfen sich Geschichten von anderen leihen, solange Sie sie nicht verfälschen. Fragen Sie Ihre Kollegen nach Geschichten aus dem Unternehmen (Achtung: kein Tratsch – denken Sie daran, echte Geschichten zu erzählen!) Fragen Sie Ihre Kunden, Ihre Zulieferer, Ihre Freunde, Ihre Familie. Sie werden sich wundern, wie gerne Ihnen andere ihre Geschichten erzählen, wenn Sie sie zu einem bestimmten Thema fragen.

8. Gute Beispiele für Storytelling gewünscht? Bitte schön!

Speziell fürs Businessumfeld gibt es (grob eingeteilt) vier verschiedene Arten von Storytelling, die in der Literatur je nach Autor unterschiedlich benannt werden. Sie erzählen Geschichten

  • über Ihre Produkte oder Dienstleistungen (Value oder Brand Story)
  • über Sie selbst oder Ihren Unternehmensgründer (Signatur oder Founder Story)
  • über Ihre Unternehmens-Purpose (Purpose Story)
  • von Ihren Kunden (Customer Story)

 

Als Hinweis vorab: Unternehmen bestehen aus Menschen und agieren mit Menschen, ob es sich um Zulieferer, Kunden oder Bewerber handelt. Deswegen gibt es nicht nur Geschichten für das Unternehmensumfeld, sondern auch Möglichkeiten, Storytelling intern im Unternehmen anzuwenden (z.B. fürs Employer Branding).

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„Geschichtenerzählen ist keine Gabe oder gar eine Kunst. Es ist ein Handlung - eine Fähigkeit, die man mit Übung besser beherrschen kann.“

Bernadette Jiwa


Und jetzt sind Sie dran: Auf geht’s, schreiben Sie Ihre erste Geschichte und teilen Sie sie mit mir! Ich freue mich auf Ihre Nachricht.


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Geschichten sind der Kleber fürs menschliche Zusammenleben. Das lehrte mich die Welt der Ethnologie. Strategische Beratung ist mehr als das Aufzeigen von Zahlen ist: Sie ist das Interpretieren von Daten. Das lehrte mich die Welt von McKinsey. Ich war verblüfft, als ich erkannte: Menschen für eine Idee zu gewinnen, funktioniert durch die Kombination aus beidem. Was für mich eine neue Erkenntnis war, ist in Wahrheit weit über 2.000 Jahre alt: Bereits Aristoteles wusste: Überzeugen geht ausschließlich mit Fakten und Emotionen durch einen glaubwürdigen Redner. Das Beste: Überzeugen konnte ich lernen!
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